Khosch keldingizder!Ich bin nun seit einer Woche in Kasachstan und habe schon sehr viele Eindruecke von diesem Land erhalten.
Nach meiner Ankunft in Almaty bin ich mit meinem Bergfuehrer Mischa in die Berge Suedkasachstans gereist. Es hat mich sehr fasziniert, wie naturnah er lebt und trotz der schwierigen Umständen sehr froehlich ist. Ich wurde von der ganzen Familie sehr herzlich aufgenommen und die ganze Gastfreundschaft war sehr rührend. Auch viele Dorfbewohner sind mir sehr offen begegnet und ich habe bei ihnen wohl unzaehlige Liter Tee getrunken. Sie waren sehr interessiert, haben völlig unkompliziert ueber ihre Probleme im Alltag und ihr Zukunft gesprochen und beim Lachen ihre goldigen Zähne gezeigt. Auffällig ist, wie die Russen und die Kasachen sich klar voneinander abgrenzen. Heiraten zwischen ihnen bleiben Ausnahmen.

Mit Mischa zusammen habe ich manche Basare besucht und viele Berge erstiegen. Unser Trekking mussten wir leider abbrechen wegen schlechtem Wetter, denn für Campieren im Schnee wären wir schlicht nicht ausreichend ausgerüstet gewesen. Am nächsten Tag sind wir dafür gewandert und geklettert bis die Füsse nicht mehr mitmachten (nach über 20 km) und haben am Abend mit Holzkohle Sauna gemacht! Zum Abschluss hat mich Mischa noch auf die Fasanjagd in den herbstlichen Feldern mitgenommen. Mit ihr kämpft er sich durch den Winter, in dem es keine Arbeit mehr gibt und die Familie doch ernährt werden muss.
Der Lebensstandard auf dem Land ist wirklich ein anderer, als wir Nordeuropaeer uns gewohnt sind. Es gibt weder Abwasser- noch Abfallentsorgung, die Strassen sind voller Loecher und koennen den Verkehr kaum bewaeltigen, die Leute fahren mit dem Esel zum Markt. Alles wirkt sehr improvisiert.
Zur Zeit der Sowjetunion wurden diese Regionen stark gefördert, viele Fabriken wurden auf dem Land gegründet und für Ausbildung wurde gesorgt. Nach der Wende versickerten diese Investitionen dann schnell, die Arbeitsplätze verschwanden und die Leute ziehen weg, in die Städte.
Im Moment freut sich die Wirtschaft an den steigenden Ölpreisen und die Regierung verdient sich wohl eine schöne Nase. Aber wie es weiter geht, wenn die Bodenschätze ausgebeutet sind, scheint niemanden zu kümmern.
Doch die Sprache bleibt für mich leider eine hohe Huerde, denn viele Leute sprechen nur russisch (und kasachisch) und sehr wenig englisch oder deutsch, obwohl es eigentlich im Lehrplan waere. Auf jeden Fall bin ich am russisch lernen...