Dienstag, 7. Oktober 2008

Japanisches Verkehrssystem - oder wieso der `Shinkansen` die Distanzen schrumpft




In Japan unterwegs zu sein ist vielleicht etwas vom angenehmsten und sichersten ueberhaupt.
Der ganzen Kueste entlang gibt es den Hochgeschwindigkeitszug `Shinkansen`, der die Strecke von Tokyo nach Fukuoka (1200km) beispielsweise in 5h bewaeltigt (im 5min-Takt!). Fuer diese hohen Geschwindigkeiten wurde ein eigenes Trasse mit 1.4m Spurweite und sehr grossen Kurvenradien gebaut, das meist ueber Bruecken, Daemme und Tunnels fuehrt, was dem landschaftlichen Reiz Japans nur schwer gerecht werden kann. Beim kreuzen zweier Zuege ist der Druckstoss so gross, dass der Wagen gerade einen seitlichen Ruck erfaehrt. Die Japaner, die meist schlafen schauen dann kurz auf und traeumen dann gleich weiter. Die Sitze sind fuer eine gute Erholung auch entsprechend dreh- und kippbar.
Ein weiteres Hilfsmittel fuer die Schlafmuetzen ist eine individuelle Melodie an jeder Station, die man im Schlaf wohl besser erkennt als eine Durchsage.
Der Service entspricht etwa dem Airline-Standard. Die Hostessen verbeugen sich beim Eintreten in den Wagon, verkaufen ganze Mahlzeiten und kochen Tee. Nebenbei gibts auch Getraenkeautomaten und eine Telefonkabine im Zug. Das meiste ist in doppelter Ausfuehrung vorhanden, `Japanese style` und `Western style`, z.B. die Toiletten (Plumsklo und Klosomat) und die Informationen (Japanisch und English). In den Unterkuenften gibts diese Trennung bei Zimmern und Beadern uebrigens ebenfalls.

Neben dem Shinkansen gabs natuerlich schon frueher ein Zugsnetz der `Japan Rail`, das etwa mit dem `SBB` Netz vergleichbar ist, jedoch nur Meterspurweite hat.
Weil Japan aber eine sehr ausgedehnte Kuestenlinie hat und mein Reiseprogramm weit mehr als 4000km beinhaltete, musste ich auf den teuren Shinkansen zurueckgreifen. Und da dieser mit Touristenvisum weit erschwinglicher ist, muss ich mich diese Tage eben mit den Immigrationsbehoerden herumschlagen, die keinen Spass verstehen wenn jemand als Tourist einreist und dann an der Uni studieren will...

Fuer die Feinverteilung gibts dann noch viele Buslinien, die sehr langsam sind und wo niemand mehr English versteht. Da gilt es also, die chinesischen Schriftzeichen an der Haltestelle innert Sekunden zu entziffern! (Randbemerkung: die Japaner benutzen u.a. chinesische Schriftzeichen, haben aber auch noch zwei japanische Alphabete).

In den Staedten gibts dann ausgezeichnetes U-Bahnsystem. In Tokyo beinhaltet dies so viele Linien, dass immer tiefer ins Erdreich gebohrt wurde und die Rolltreppen endlos erscheinen und einem bald mal 10min rauben koennen... Es gilt also jeweils, die `aeltesten` U-Bahnlinien zu waehlen, die sehr nahe an der Erdoberflaeche sind und einen 2-Minuten-Takt bieten.

So reise ich also jeden Morgen quer durch Tokyo. Aber das Heimweh nach dem Velo bleibt.

Keine Kommentare: