Montag, 30. Oktober 2006

Studentenheim

Am Wochenende habe ich ein neues Zimmer im Studentenheim bezogen. Wie ihr seht ganz guter Standard, wenn nicht das Bett so kurz wäre...

Sonst war ich immer ein bisschen in der Stadt unterwegs. Auf der Strasse habe ich dann einen Student für internationale Beziehungen und wurde zu Tee in ihrem Studentenheim eingeladen. Dort konnte jeder irgendeine europäische Sprache, doch jeder eine andere. So habe ich hin- und her übersetzt und sogar noch etwas russisch gelernt. Die Diskussionen über Kasachstan waren sehr spannend, da sich doch auch ziemlich kritische Stimmen verlauten liessen über Machtkonzentration, Misswirtschaft, Bildungspolitik, ...
Ich war also bestimmt nicht das letzte mal dort.

Ihr habt die Zeitumstellung überlebt? Posted by Picasa

Freitag, 27. Oktober 2006

Almaty

Am Dienstag bin ich mit dem Nachtzug wieder zurück nach Almaty gekommen. 12 Stunden Tee trinken im ratternden Zug für 600 km Strecke (es gibt in den Zügen jeweils einen Holzofen, der das Teewasser kocht)!
Die folgenden Tage bin ich dann hauptsächlich durch die Strassen Almaty's spaziert, habe mich durch den Verkehr gekämpft und mich vergewissert, dass die Stadt doch voller Bäume ist (anscheinend 7 Bäume pro Einwohner). Es schiessen viele Häuser zu den Wolken und die Glasfassaden der Grosskonzerne stahlen einen an, während einen bei vielen alten Häusern nur die klaffenden Risse in den Wänden anlachen. Entlang den Strassen bieten alte Frauen Gemüse feil und zeigen sogar noch ihre goldnen Zähne, wenn man ihnen etwas zu viel zahlt.

Am 25. Oktober jährte sich die Unabhängigkeit und es gab interessante Paraden und Volkstänze um die Republik zu feiern (siehe Bild).

Hier in der Stadt ist der ganze Rhythmus viel schneller als bei meinem Besuch in Südkasachstan. Die Leute springen unter vollem Einsatz zwischen den Autos herum, stopfen sich in überfüllte Busse und schlingen ihr Essen im stehen herunter. Eine Grossstadt ist halt doch ein stückweit wie jede Andere.
Bewunderswert finde ich allerdings ihre Geduld beim anstehen. Nur schon um eine Bibliothekskarte zu bekommen bin ich eine knappe Stunde in der Reihe gestanden, habe mit denen gesprochen, die irgendeine gemeinsame Sprache beherrschten und die Stimmung war sehr gelassen.

Mein neues Zuhause ist das Studentenheim der "Transport- und Kommunikations" Studenten. Die einzige Ausländerin ist die Brasilianerin Paola, die hier ein Architekturpraktikum macht. Mit ihr teile ich momentan noch das Zimmer, da das Heim überfüllt ist. Aber wir haben es lustig zusammen. An das klemmende Türschloss habe ich mich schnell gewöhnt, aber an das Holzbrett als Bettrost noch nicht ganz...

Dienstag, 24. Oktober 2006

Suedkasachstan

Khosch keldingizder!

Ich bin nun seit einer Woche in Kasachstan und habe schon sehr viele Eindruecke von diesem Land erhalten.

Nach meiner Ankunft in Almaty bin ich mit meinem Bergfuehrer Mischa in die Berge Suedkasachstans gereist. Es hat mich sehr fasziniert, wie naturnah er lebt und trotz der schwierigen Umständen sehr froehlich ist. Ich wurde von der ganzen Familie sehr herzlich aufgenommen und die ganze Gastfreundschaft war sehr rührend. Auch viele Dorfbewohner sind mir sehr offen begegnet und ich habe bei ihnen wohl unzaehlige Liter Tee getrunken. Sie waren sehr interessiert, haben völlig unkompliziert ueber ihre Probleme im Alltag und ihr Zukunft gesprochen und beim Lachen ihre goldigen Zähne gezeigt. Auffällig ist, wie die Russen und die Kasachen sich klar voneinander abgrenzen. Heiraten zwischen ihnen bleiben Ausnahmen.

Mit Mischa zusammen habe ich manche Basare besucht und viele Berge erstiegen. Unser Trekking mussten wir leider abbrechen wegen schlechtem Wetter, denn für Campieren im Schnee wären wir schlicht nicht ausreichend ausgerüstet gewesen. Am nächsten Tag sind wir dafür gewandert und geklettert bis die Füsse nicht mehr mitmachten (nach über 20 km) und haben am Abend mit Holzkohle Sauna gemacht! Zum Abschluss hat mich Mischa noch auf die Fasanjagd in den herbstlichen Feldern mitgenommen. Mit ihr kämpft er sich durch den Winter, in dem es keine Arbeit mehr gibt und die Familie doch ernährt werden muss.

Der Lebensstandard auf dem Land ist wirklich ein anderer, als wir Nordeuropaeer uns gewohnt sind. Es gibt weder Abwasser- noch Abfallentsorgung, die Strassen sind voller Loecher und koennen den Verkehr kaum bewaeltigen, die Leute fahren mit dem Esel zum Markt. Alles wirkt sehr improvisiert.
Zur Zeit der Sowjetunion wurden diese Regionen stark gefördert, viele Fabriken wurden auf dem Land gegründet und für Ausbildung wurde gesorgt. Nach der Wende versickerten diese Investitionen dann schnell, die Arbeitsplätze verschwanden und die Leute ziehen weg, in die Städte.
Im Moment freut sich die Wirtschaft an den steigenden Ölpreisen und die Regierung verdient sich wohl eine schöne Nase. Aber wie es weiter geht, wenn die Bodenschätze ausgebeutet sind, scheint niemanden zu kümmern.

Doch die Sprache bleibt für mich leider eine hohe Huerde, denn viele Leute sprechen nur russisch (und kasachisch) und sehr wenig englisch oder deutsch, obwohl es eigentlich im Lehrplan waere. Auf jeden Fall bin ich am russisch lernen...